Lumsden & Friends

Das 13-köpfige Team sitzt in Baden, Wien, Salzburg und neuerdings in Hamburg. Die größte Stärke der Agentur ist die Konzeptentwicklung, mit überraschenden, auffälligen Ideen, die zum Markenkern der Kundinnen und Kunden passen. Denn eine gute Idee ist nicht viel wert, wenn die Marke dabei auf der Strecke bleibt. Dahinter steckt viel strategische Arbeit im Vorfeld.

Mit ihren Spezialistinnen und Spezialisten deckt die Agentur Lumsden & Friends beinahe alle Felder der Kommunikation ab: von der Strategie über die Umsetzung bis hin zur Krisenkommunikation.

Werbemonitor: Wie lautet der Leitspruch Ihrer Agentur?

Richard Weiretmayr: Sei risikofreudig, sei überraschend, sei besessen, sei ein Friend! Das sind unsere vier Kernwerte. Um in der Werbung aufzufallen, muss man neue Wege beschreiten. Das ist immer mit ein wenig Risiko verbunden. Doch mit der strategischen Vorarbeit kann man dieses Risiko kalkulieren und minimieren. Das überraschende Element ist vielleicht die wichtigste Zutat in der Kommunikation. Denn damit erzielt man Auffälligkeit – und jede Werbung muss zunächst einmal wahrgenommen werden, sonst ist alles andere umsonst. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass es nicht darum geht, um jeden Preis aufzufallen. Denn Auffälligkeit produziert man leicht, indem man  z. B. einfach sehr vulgär ist. Die Schwierigkeit ist, dass das überraschende, auffällige Element auch zur Marke passt. Das kann beispielsweise für eine traditionelle Bank eine echte Herausforderung sein. Doch genau da zeigen sich unsere Stärken, da trennt sich die Spreu vom Weizen. Und da kommt unsere Besessenheit ins Spiel. Wir verbeißen uns so lange in ein Problem, bis wir die beste Lösung dafür gefunden haben. Wir geben uns nie mit dem Erstbesten zufrieden. Wir fordern gute Konzepte mit immer wieder neuen Konzepten heraus, um ihren Wert zu beurteilen. Das führt manchmal zu schmerzhaften Trennungsprozessen und man muss sich von tollen Ideen verabschieden, weil einfach bessere nachkommen. Dieser interne Wettbewerb sorgt aber nicht für Frustration im Team, sondern genau fürs Gegenteil: Er ist eine Motivation, immer wieder besser zu sein.

Das überraschende Element ist vielleicht die wichtigste Zutat in der Kommunikation.

Wie würden Sie Ihren Agenturspirit beschreiben?

In erster Linie herrscht eine sehr freundliche Atmosphäre. Daher auch der Name Lumsden & Friends. Uns ist es wichtig, dass wir menschlich harmonieren, dass es keine internen politischen Kämpfe gibt. Denn das bringt Sand ins Getriebe. Wenn man sich hingegen versteht, konzentriert man sich auf das Wesentliche. Wo wir jedoch keine Harmonie wollen, ist beim internen Wettbewerb der Ideen. Da wollen wir offene Visiere, da heißt es, die richtigen Allianzen zu schmieden oder jeder gegen jeden. Jede und jeder von uns trägt diesen Spirit in sich, alle suchen die Herausforderung, haben Spaß daran, niemand versteckt sich, daran wachsen wir.

Deshalb lieben wir auch Pitches. Vor allem, wenn es gegen die Großen, gegen die Platzhirschen der Branche geht. Manche gehen Fallschirmspringen, manche müssen mit Alligatoren ringen – wir holen uns den Kick über den Wettbewerb. Aus der gleichen Motivation heraus lieben wir Kreativpreise wie den Goldenen Hahn, wo man automatisch gegen die Besten des Landes antritt. Zusammengefasst sind wir harmonisch auf der persönlichen Ebene und kampflustig, wenn es um den Wettbewerb geht.

Wie ticken Ihre Kundinnen und Kunden, aus welchen Branchen kommen sie und was ist Ihnen wichtig, wenn Sie mit ihnen zusammenarbeiten?

Entscheidend, ob die Zusammenarbeit gut funktioniert, ist oft nicht die Branche oder die Marke. Meistens sind es die Menschen dahinter. In Österreich gibt es fast 20.000 Werbeagenturen, in Wien allein sind es 6000. Bei dieser Menge ist es fast unmöglich, sich als einzigartig zu positionieren und zu sagen: „Dieses und jenes ist mein USP.“ Aber nur weil man nicht einzigartig ist, heißt das nicht, dass man nicht speziell sein kann. Das heißt, wir haben als Agentur ein klares Profil, das die Kundinnen und Kunden ansprechen muss, wir sind Vollprofis in dem, was wir tun, aber das sind nur die Grundvoraussetzungen. Entscheidend ist dann oft die zwischenmenschliche Ebene. Wenn man gleich tickt und die gleichen Ziele verfolgt, funktioniert man wie eine fein abgestimmte Schweizer Uhr.

Daher ist unser Kundenportfolio sehr unterschiedlich. Von der Wirtschaftskammer über den japanischen Konzern bis
hin zum gemeinnützigen Verein ist alles dabei. Wenn man von einem Schwerpunkt sprechen kann, dann vielleicht, dass wir im Kunst- und Kultursektor eine auffällige Häufung an Kundinnen und Kunden haben. Das liegt wohl daran, dass man dort angriffiger und unkonventioneller werben kann, weil die Kunst auch in der Werbung die Grenzen auslotet. Das passt natürlich sehr gut zu unseren Kernwerten.

Was bedeutet für Sie Service in Bezug auf Kundinnen und Kunden?

Das ist sehr unterschiedlich. Manche wollen einen All-Inclusive-Service und sich nicht weiter drum kümmern – Hauptsache, es funktioniert alles perfekt. Andere wollen intensiv miteinbezogen werden. Da richten wir uns immer nach den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden. Doch eines ist uns wichtig zu betonen: Wir sind zwar Dienstleisterinnen und Dienstleister, doch wir sind auch Beraterinnen und Berater und tragen eine dementsprechende Verantwortung. Wir setzen Dinge nicht einfach nur auf Geheiß der Kundinnen und Kunden um, sondern gehen hier in einen offenen Diskurs. Denn wir wollen das Beste für uns und die Kundinnen und Kunden erreichen. Wenn wir das Gefühl haben, dass eine Kundin oder ein Kunde mal mit einer Entscheidung auf dem Holzweg ist, dann kommunizieren und begründen wir das auch und präsentieren eine alternative Lösung. Das bedeutet für uns Service.

Das Motto des Goldenen Hahn 2023 war „AD:CETERA“. Wie übersetzen Sie das für sich/Ihr Team?

Dass es immer weitergeht. Auf dem Erreichten können wir uns nicht ausruhen, sondern müssen darauf aufbauen. So wie wir schon die nächsten Projekte umsetzen, die wir 2024 für den Goldenen Hahn einreichen werden.

In welchen Bereichen müssen Sie sich laufend weiterentwickeln?

Es gibt praktisch nichts, wo wir stillstehen können. Das fängt bei der Weiterbildung im Bereich Werbung an und geht bis in die kleinsten Details der täglichen Infrastruktur. Die meiste Energie jedoch stecken wir in den Bereich der Medienentwicklung. Das liegt an den rasanten Entwicklungen, vor allem im Online- und digitalen Bereich. Das Herz einer erfolgreichen Kommunikation ist immer das Konzept. Aber das Konzept muss die Menschen auch erreichen – über die richtige Auswahl der Medien. Oft ist es inzwischen so, dass in der strategischen Entwicklung zunächst das richtige Medium gefunden werden muss und erst danach das Konzept passend für das Medium entwickelt wird. Speziell im digitalen Bereich reicht es nicht mehr, ein Konzept zu entwickeln und auf die Kanäle runterzubrechen. Vielmehr muss das Konzept aus dem Medium heraus entstehen, um seine volle Kraft entfalten zu können.

In welche Richtung wird sich unsere Branche verändern? Was wird bleiben, was wird gehen, was wird kommen? Trends?

Was die Branche momentan am meisten beschäftigt, ist KI. Diese wird einen Einfluss haben, wenn auch nicht so gravierend, wie manche meinen. Kreativität kann man mit KI praktisch (noch) nicht ersetzen. Trotzdem ist KI ein tolles Werkzeug, das uns den Alltag erleichtern kann. Das Erzeugen von Moodbildern und Storyboards geht jetzt viel schneller und vor allem genauer. Auch beim Texten kann sie hilfreich sein. Übrigens entstanden diese Texte gänzlich ohne KI. Denn den Lumsden & Friends-Spirit hat sie noch nicht.

Noch ein Wunsch, ein Impuls, ein Input zum Schluss?

Ja, wir hätten den Goldenen Hahn gerne wieder in Baden, dann hätten wir ein Heimspiel!