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Gemeinsam mehr Gewicht

So stärkt der Fachverband die Branche

Gemeinsam mehr Gewicht
Foto: OMNES/Angelika Szlezak

Andreas Kirnberger, Fachgruppenobmann und Stellvertreter von Fachverbandsobmann
Jürgen Bauer, im Austausch

Viele Mitglieder kennen mittlerweile ihre regionale Fachgruppe gut. Doch was genau macht eigentlich der Fachverband Werbung und Marktkommunikation? Welche Aufgaben übernimmt er, welche Rolle hat er im Zusammenspiel mit den Bundesländern und welchen Mehrwert bringt er für die Kreativbetriebe?

Darüber haben wir mit Fachverbandsobmann Jürgen Bauer und seinem Stellvertreter  Andreas Kirnberger, zugleich unser Fachgruppenobmann, gesprochen. Frisch im „Amt“ seit Juni 2025, haben die beiden bereits kräftig angeschoben und neue Projekte gestartet. Ergänzt wird das Vorstandsteam durch Andrea Pavlovec-Meixner und Volkmar Fussi, die jeweils eigene Kompetenzbereiche verantworten.

Werbemonitor: Fachverband oder Fachgruppe, wo liegt der Unterschied?

Jürgen Bauer: Der Fachverband hat andere Aufgaben als die Fachgruppen in den Bundesländern. Während diese ihre Mitglieder regional vertreten, bündeln wir die Interessen aller neun Bundesländer und schaffen eine gemeinsame Klammer, einen Weg, den wir miteinander gehen. De facto sind unsere Mitglieder also die neun Fachgruppen. Sie wiederum vertreten rund 40.000 Mitgliedsbetriebe in ganz Österreich mit mehr als 36.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Branche trägt mit einem Jahresumsatz von ca. 8,5 Mrd. Euro zur Wertschöpfung der Wirtschaft bei. Für uns ist der Fachverband die Instanz, die Themen bündelt, sie auf Bundesebene stark macht und ihnen Kraft gibt.

Andreas Kirnberger: Die Fachgruppen sind in ihren Ländern hoheitlich unterwegs, sie vertreten die Mitglieder direkt gegenüber der Politik vor Ort und innerhalb der Wirtschaftskammer. Der Fachverband spiegelt das Ganze auf Bundesebene: Wir sind das Pendant zum Wirtschaftsparlament Österreich, während die Fachgruppen in den Landtagen und regionalen Wirtschaftsparlamenten präsent sind. Wir tragen Themen also eine Ebene höher, direkt Richtung Bundespolitik und Gesetzgebung. 

Wir bündeln die Interessen aller neun Bundesländer und schaffen eine gemeinsame Klammer.

An welchen Themen arbeitet ihr derzeit?

Jürgen: Vor Kurzem hatten wir unsere Strategieklausur in Graz, und das war für mich ein Highlight. Ich habe selten so viel Energie und Spirit erlebt, denn es standen die Inhalte im Vordergrund. Wir haben gemeinsam an einem Strang gezogen, einen Fahrplan bis 2026 aufgestellt, Verantwortliche benannt und Projekte priorisiert. Alles, was wir behandeln, ist komplex und braucht Zeit.

Was sind das z. B. für Projekte?

Jürgen: Wir planen Studienreisen. Statt dass jedes Bundesland eigene Reisen organisiert, wollen wir eine gemeinsame Reise für alle machen. Das ist effizienter und bringt mehr Austausch. Oder z. B. Versicherungen – manche Bundesländer haben eigene Modelle, aber wir wollen Dachlösungen entwickeln, von denen alle profitieren. Oder White Papers zu bestimmten Themen oder Argumentarien für die Fachgruppen. Viele Themen sind juristisch komplex. Wir arbeiten mit den Juristinnen und Juristen der WKO daran, sie so aufzubereiten, dass sie verständlich und praxisnah sind. Geplant ist ein Informationshub, ein digitales Tool, in dem die Fachgruppen Termine, Argumentarien und Unterlagen austauschen können. So vermeiden wir Doppelarbeit und schaffen Transparenz.

Um welche Argumentarien geht es da unter anderem?

Andreas: Ein zentrales Beispiel ist das Thema Werbeverbote. Einzelne Fachgruppen können sich zwar in ihrem Bundesland positionieren, doch Wirkung entfaltet es erst auf Bundesebene. Der Fachverband setzt sich deshalb dafür ein, dass Werbeverbote nicht gesetzlich vorgeschrieben, sondern im Rahmen der Selbstregulierung – etwa durch den Werberat – geregelt werden. Dort bringen über hundert Expertinnen und Experten ihre professionelle Sicht ein, die in der Politik oft fehlt. Weitere große Themen sind unser  Berufsbild, unsere Gewerbescheine, die Ausbildung, die Schnittstellen zu FHs und HTLs, all das ist in Bewegung. Neue Tätigkeiten entstehen, etwa jene von Influencerinnen und Influencern, und sie müssen irgendwo eingeordnet werden. Wir arbeiten daran, diese Entwicklungen sinnvoll abzubilden und die Ausbildung moderner und klarer zu gestalten. Ziel ist es, eine Art Cluster zu schaffen, der alles bündelt, bis hin zu einem Studienmodell für Maturantinnen und Maturanten.

Unser erster Ansatz ist es, Bestehendes besser zu nutzen.

Wo wollt ihr mittelfristig hin und was sind eure Ziele für die nächsten Jahre?

Andreas: Unser erster Ansatz ist es, Bestehendes besser zu nutzen. Wir haben schon tolle Initiativen wie die Werbepreise in den Bundesländern oder den Staatspreis Austriacus. Diese wollen wir stärker über die Bundesländer einbinden, vernetzen und sichtbar machen. Ein weiterer Schwerpunkt sind eigene Veranstaltungen sowie Kooperationen mit Verbänden und Vereinen. Wir konnten bereits mehrere gemeinsame Webinare umsetzen. Besonders wertvoll ist dabei der Austausch über Bundesländergrenzen hinweg: Wenn etwa ein erfolgreiches Webinar in Niederösterreich entwickelt wurde, können die Inhalte auch in Vorarlberg oder Tirol eingesetzt werden. Genau dieses Teilen von Wissen und Ressourcen ist Teil des zuvor erwähnten Informationshubs.

Jürgen: Im nächsten Jahr wollen wir Schritt für Schritt mit dem Informationshub und Argumentarien starten und eine Studienreise etablieren. In weiterer Folge geht es um einheitliche Versicherungen, zudem zieht sich alles rund um die Nachhaltigkeit durch alle Bereiche. 

Öffentlichkeitsarbeit und Sichtbarkeit – wie positioniert ihr den Fachverband?

Andreas: Wir sehen den Fachverband als Forum, in dem die Themen landen und von dem aus sie nach außen getragen werden – zu den Medien, zur Politik, zur Öffentlichkeit.

Jürgen: Genau. Die Wahrheit ist, eine Ministerin oder ein Minister hört sich kleinere Vereine nicht an. Aber einen Fachverband muss er oder sie anhören. Wir sind die einzige gesetzlich verankerte Interessenvertretung unserer Branche. Diese Rolle wollen wir wieder stärker sichtbar machen, medial, politisch und innerhalb der WKO.

Vielen Dank für die spannenden Einblicke. Wir bleiben dran und berichten weiter!