Stichwort Kooperation
Ich suche einen Partner für meine Solo-Karriere!

Das Zitat in der Überschrift wird der deutschen Komikerin und Schauspielerin Anke Engelke zugeschrieben und zeigt sehr pointiert das Dilemma bei der Suche nach Kooperationspartnern. Im Gegensatz zur Suche nach einer neuen Liebesbeziehung im Privatleben wird ja hier bekanntlich eine Zweckgemeinschaft angestrebt.
Kooperation ist eine auf Vertrauen beruhende, freiwillige und im Allgemeinen befristete Zusammenarbeit rechtlich und wirtschaftlich selbstständiger Betriebe. Sie dient dem Ziel der Leistungsverbesserung der beteiligten Unternehmen durch die gemeinsame Erfüllung betrieblicher Funktionen oder Teilaufgaben. So weit, so theoretisch.
Kooperation?
In der Praxis suchen wir deshalb einen Kooperationspartner, um eigene Mängel auszugleichen. Mängel an „know how“, Mängel an „do how“, Mängel an bestimmten Fähigkeiten oder der Ausgleich fehlender Vertriebspower. Und genau darin liegt für viele das Problem. Denn die Fokussierung auf „Wer kann mir helfen?“ führt oft zur Verdrängung der Frage „Warum sollte der angestrebte Partner dies tun?“ Damit Kooperationen funktionieren, müssen sie sich bekanntlich für alle Beteiligten lohnen. Denn wer möchte auf Dauer eine Kooperation aufrechterhalten, durch die er keinen Nutzen hat?
Das zweite Problem betrifft das Vertrauen. Gegenseitiges Vertrauen ist das Fundament für jede zwischenmenschliche Beziehung. Auch beruflich! Aber, wie baut man gegenseitiges Vertrauen auf und wie erhält man es aufrecht? Muss man erst Vertrauen schenken, um nachher Vertrauen zu gewinnen? Das dritte Problem liegt in der Überschätzung der eigenen Fähigkeiten. Wir erwarten von unseren Kooperationspartnern, dass sie das Problem gefälligst so lösen, wie wir es selbst gelöst hätten. Damit verzichten wir auf neue innovative Lösungen bzw. Potenziale und frustrieren mit Sicherheit unseren Kooperationspartner.
Die besten Aussichten haben Kooperationen mit einem Partner, den man bereits kennt.
Kollaboration?
Überhaupt stellt sich die Frage, ob der Begriff „Kooperation“ eigentlich die richtige Bezeichnung ist. Und ob nicht der Begriff „Kollaboration“ richtiger wäre. Laut gängiger Literatur ist das Merkmal der Kollaboration das wechselseitige Einbringen von Ideen, Arbeitskraft und Verbesserungsvorschlägen. Der Aspekt „vom Wissen und den Erfahrungen anderer profitieren“ ist ein wesentlicher Vorzug gegenüber reinen Kooperationen. Damit können auch neue Ideen und Problemlösungen entwickelt werden, die vorher nicht erkannt wurden.
Auch bei Kollaborationen sind jedoch der Aufbau und das Entgegenbringen von Vertrauen enorm wichtig. Häufig müssen Vorleistungen erbracht und möglicherweise auch vorfinanziert werden. Eine erfolgreiche Kooperation verlangt außerdem nicht selten die Preisgabe von Unternehmensgeheimnissen oder einen gemeinsamen Auftritt beim Kunden. Auch das ist ohne ein hohes Maß an Vertrauen nicht möglich. Unternehmen betreten mit einer Partnerschaft immer Neuland. Ich empfehle für den Beginn eine „lose“ Partnerschaft, damit im ersten Schritt ein offener und vertrauensvoller Austausch hergestellt werden kann. Dieser kann nur entstehen, wenn wir selbst und unser Partner wirklich verstehen, wie der andere arbeitet, welches Portfolio er anbietet und welche Ziele und Strategien er hat. Es empfiehlt sich daher, mit den neuen Partnern einen regelmäßigen, persönlichen Austausch zu pflegen und dabei Informationen zu teilen, die für den Partner relevant sind. Stellt sich abschließend noch die Frage, wie und wo man neue Partner für die angestrebte Vernunftehe findet.
Wo bist du?
Dazu rät der deutsche Single-Coach und Diplompsychologe Holger Lendt „Spielorientierung statt Zielorientierung“. Er empfiehlt, „nicht krampfhaft zu suchen“, sondern neugierig zu sein, sich zwanglos auf Begegnungen einzulassen, ohne das Gegenüber sofort auf mögliche „Ecken und Kanten“ zu prüfen – und offen zu sein, wie sich die Sache entwickelt. Es könnte ja anders kommen, als man denkt. Die besten Aussichten haben Kooperationen mit einem Partner, den man bereits kennt. Deshalb ist das eigene geschäftliche und private Netzwerk die erste Wahl bei der Suche. Infrage kommen nicht nur Personen, mit denen man täglich zu tun hat, sondern auch weitläufigere oder nicht so häufige Kontakte. Und auch wenn sich im eigenen Bekanntenkreis keine mögliche Kooperation findet, dient er immer noch als effektive Vermittlungsmöglichkeit. Vielleicht kennen Sie Unternehmer, die Sie mit potenziellen Partnern in Verbindung setzen können? Fragen Sie auch Ihren Steuerberater. Er kennt weitere Selbstständige, Freiberufler und Unternehmer, mit denen er Sie in Kontakt bringen könnte.
Gehen Sie zu Messen, Veranstaltungen und anderen Networking-Events. Möglichkeiten zum Abtasten auf Partnertauglichkeit erhält man auf Branchentreffen, Kongressen und Fachmessen. Beispielsweise bei Veranstaltungen der WKNÖ. Und auch, wenn es für Business-Kooperationen noch keine vergleichbaren Online-Tools wie E-Darling, Elitepartner, Websingles, Parship oder Tinder gibt, so lohnt sich doch die Nutzung der Online-Angebote durch den Werbemonitor oder auch die Kooperationsbörse der WKÖ.
Vertrauen aufbauen
Haben sich zwei Partner gefunden, dann ist es wichtig, diese erste, noch fragile Vertrauensbasis weiter auszubauen. Der persönliche Kontakt für die Phase des Kennenlernens, aber auch über die gesamte Zusammenarbeit hinweg, ist sehr wichtig, denn dieser schafft eine andere Verbindlichkeit und kann nicht selten Abläufe beschleunigen. Und: Beide müssen bereit sein, ein gewisses Risiko einzugehen.
Letztendlich sind die Erfolgsfaktoren einer Zweckpartnerschaft dieselben wie in einer privaten Liebesbeziehung: Vertrauen, Transparenz und der Wille, gemeinsam etwas zu bewegen. Und auch, wenn Kooperationen Zweckbündnisse auf Zeit sind, schließt das natürlich nicht aus, dass zwischen Kooperationspartnern entstandene Freundschaften die geschäftliche Zusammenarbeit überdauern.