Zukunftsfitness für Vereine
Welche Rolle die Digitalisierung dabei spielt

Zur österreichischen Identität gehört zweifellos die Mitgliedschaft in zumindest einem von derzeit nahezu 125.000 Vereinen. Auch hier hat die digitale Transformation Fahrt aufgenommen. Was sind notwendige Schritte in der Digitalisierung der Mitgliederkommunikation, welche neuen Ansätze zur Mittelaufbringung gibt es und welche Aktivitäten zur Förderung der Gemeinschaft.
Mehr als 3,5 Millionen der rund neun Millionen Österreicher engagieren sich oftmals parallel zum eigentlichen Brotberuf in einem Ehrenamt, respektive in der Freiwilligenarbeit. Das Rote Kreuz als Beispiel mit seinen ca. 8.500 angestellten Mitarbeitern braucht für seine Einsatz- und Leistungsfähigkeit die rund 73.000 Freiwilligen. Nur so sind wir als Gesellschaft in der Lage, diese wichtigen und unverzichtbaren Aufgaben für unser soziales Zusammenleben zu stemmen.
Zumeist regional hohe öffentliche Aufmerksamkeit genießen die mehr als 16.000 Sportvereine mit rund 1,6 Millionen Mitgliedern. Sorgen sie doch, speziell im Breitensport, für einen wichtigen Beitrag zu mehr Fitness und Gesundheit in unserer Gesellschaft. Dem gegenüber in der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird die Vereinsvielfalt ganzer Wirtschaftszweige und derer Teilbranchen.
Mehr als 3,5 Millionen Österreicher engagieren sich ehrenamtlich.
Vereine gibt es in allen Sektoren unserer Wirtschaft
Neben den Kultur- und Musikvereinen, den Sportvereinen, Pflegevereinen, öffentlichen Beratungsstellen, Religions- und Bildungseinrichtungen usw. ermöglicht das österreichische Vereinsgesetz (VerG) auf einfache und wenig bürokratische Weise den organisierten Zusammenschluss von rechtlich getrennten Wirtschaftseinheiten – Vereinigung, Interessensvertretung, Verband, Fachverband usw. Grund für den Zusammenschluss, das VerG spricht von einem ideellen Zweck, sind die Wahrung und Förderung gemeinsamer Interessen, um einen gemeinschaftlichen und wirtschaftlichen Zweck zu verfolgen.
Die digitale Kommunikation stellt alle Vereine vor Herausforderungen.
Gängige Beispiele dafür sind Forschung und Entwicklung (Studien), Aus- und Weiterbildung (branchen- und fachspezifischer Input für relevante Ausbildungsstufen BS, AHS/BHS, FH, Uni) sowie Öffentlichkeitsarbeit und Marketing. Der wesentliche Nutzen einer solchen Interessengemeinschaft ist die koordinierte Zusammenarbeit, wodurch materielle und immaterielle Mittel gemeinsam genutzt und zum Vorteil der Mitglieder eingesetzt werden. Beispielhaft für Wirtschaftsvereine können die Industriellenvereinigung (IV), der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV), die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) etc. genannt werden.
Die Digitalisierung verändert Spielregeln
Die digitale Kommunikation stellt alle, sowohl kleine als auch große Vereine, Verbände wie auch Interessengemeinschaften vor Herausforderungen. Sie bietet einerseits enorme Chancen, die Bekanntheit und die Positionierung des Vereins rasch zu steigern, andererseits bestehen Risiken, die das Image und die Reputation schnell und langfristig schädigen können. Wer sich allerdings auf Kommunikation und einen Dialog mit relevanten Teilöffentlichkeiten und Meinungsbildnern einlässt, dem stehen viele Türen und Möglichkeiten offen.
Strukturell richtig aufstellen, um zukünftig auf das Wesentliche zu fokussieren.
Der Vormarsch der Digitalisierung schreitet zügig voran. Längst sind die sozialen Medien mit ihrer Vielzahl an Kanälen aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie setzen langjährig bestehende Kommunikationsformen unter Druck und verändern sie. Einst bewährte Instrumente und Methoden aus dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Marketing müssen neu gedacht und hinterfragt werden. Wie verhalten sich zukunftsrelevante Dialoggruppen? Über welche Medien werden sie erreicht? Wo liegen ihre Interessen und Vorlieben? Einfach ignorieren? Eher eine schlechte Idee. Wer als Verein nicht digital kommuniziert, büßt schon heute an Präsenz und Sichtbarkeit ein. Durch die Digitalisierung wird Kommunikation vielschichtiger und komplexer, während das Feedback direkter wird. Es geht nicht darum, immer mehr vom Neuen zu tun, sondern darum, sich strukturell richtig aufzustellen, um zukünftig auf das Wesentliche zu fokussieren. In den letzten Jahren hat sich eine neue Marketing-Methodik mit dem Fokus auf ein effizientes Community-Management etabliert. Durch Inbound Marketing und das Prinzip des „Gefunden-Werdens“ werden qualitativ hochwertige Interessenten und potenzielle Vereinsmitglieder auf digitalen Medien angelockt. Dabei liefert relevanter und hilfreicher Content einen Mehrwert mit Antworten auf individuelle Problemstellungen. Stichwort: Content Marketing. Das Ganze nur über Social-Media-Kanäle auszustreuen, reicht allerdings nicht. Wichtig ist hier die Interaktion, die Einbindung möglichst vieler Nutzer über Kommentare, Retweets, Blogs etc.
Kaum wahrgenommen wird die Vereinsvielfalt ganzer Wirtschaftszweige und derer Teilbranchen.
Vereinsfinanzen sichern kontinuierliche Wertsteigerung
Speziell Vereine mit wenigen Mitgliedsunternehmen und geringen Beiträgen sind bei der Finanzmittelaufbringung gefordert, neue Wege zu beschreiten. In einem ersten Schritt sind Kenntnisse über die Förderlandschaft Österreichs oftmals hilfreich. Eines der Geheimnisse liegt in Aktivitäten, welche durch Dritte finanziell unterstützt werden. Stichwort: Fundraising und Sponsoring.