Zwischen Datenschutz, KI und Kommunikation
DMVÖ-Präsidentin Alexandra Vetrovsky-Brychta im Interview

DMVÖ-Präsidentin Alexandra Vetrovsky-Brychta im Gespräch mit Fachgruppenobmann Andreas Kirnberger
Der Dialog Marketing Verband Österreich (DMVÖ) ist einer der ältesten Kommunikationsverbände Österreichs. Er wurde von Branchenpersönlichkeiten wie Erich Suppan, Hans Pressl oder Klaus Schober ins Leben gerufen. Damals stand noch das Direktmarketing im Zentrum. Schon in den 1980er Jahren etablierte der DMVÖ mit Konsumentenschutzorganisationen und Regulierungsbehörden erste Formen der Selbstregulierung – heute bekannt als „Code of Conduct“. Dieser ist nun Teil der DSGVO und wird vom DMVÖ weiterhin aktiv umgesetzt.
Alexandra Vetrovsky-Brychta ist Präsidentin des DMVÖ und zugleich eine leidenschaftliche Fürsprecherin für die Weiterentwicklung der Branche: engagiert, sympathisch und seit Jahren mittendrin. Im Gespräch wird schnell klar – hier spricht jemand, der nicht nur gestaltet, sondern wirklich etwas bewegen will. Obmann Andreas Kirnberger tauscht sich mit Alexandra Vetrovsky-Brychta über aktuelle Herausforderungen, Chancen für Dialogmarketing und ihre persönliche Motivation aus.
Werbemonitor: Sie sind seit 2021 Präsidentin. Was haben Sie verändert und wie positionieren Sie den DMVÖ aktuell?
Alexandra Vetrovsky-Brychta: Der DMVÖ fördert seit jeher jede Form personalisierter Kommunikation – digital wie analog. Mit meinem Team habe ich diesen Fokus erweitert: Dialogmarketing war immer datenbasiert und bildet heute das Fundament für Data Driven Marketing, Marketing Automation oder Revenue Operations. Wir denken Dialogmarketing daher individuell, orchestriert und wertstiftend. Unsere Mitglieder teilen ihre Erfahrungen in agilen Projekten, Veranstaltungsreihen oder Expertenformaten. Auch Datenschutz und Verbraucherschutz sehen wir als zentrales Element, das wir aktiv mitgestalten.
Wie setzt sich die Mitgliederstruktur in einem der größten Kommunikationsverbände Österreichs zusammen?
Unsere Community vereint die ganze Viefalt der datengetriebenen Kommunikationswirtschaft – von Auftraggeberinnen und Auftraggebern über Agenturen bis zu Technologieanbieterinnen und -anbietern. Bei uns engagieren sich erfahrene Expertinnen und Experten ebenso wie junge Talente sowie Stakeholderinnen und Stakeholder aus Politik und Regulierung. Dieser breite Mix sorgt für einen umfassenden Austausch über aktuelle und zukünftige Entwicklungen.
Dialogmarketing ist heute das Fundament für moderne, datengetriebene Kommunikation.
Welche Expert Groups gibt es und womit beschäftigen sie sich?
Aktuell arbeiten sechs Expert Groups an den Themen, die unsere Branche bewegen: B2B Marketing, Data Compliance, Social Influencer, Data Driven Customer Experience, Marketing Automation sowie Nachwuchsförderung – diese läuft unter dem Dach der Marketing Natives.
Wo sehen Sie Berührungspunkte zwischen unseren Mitgliedern und Ihren?
Der DMVÖ greift aktuelle Themen der datengetriebenen Kommunikation schnell auf und bereitet sie praxisnah auf. Beispiel: die verpflichtende KI-Kompetenzschulung – wir beantworten konkret die Frage: „Was heißt das für mein Business?“ und bieten entsprechende Schulungen. Mitglieder der Fachgruppe Werbung können sich jederzeit zu unseren kostenfreien Formaten anmelden und profitieren direkt von unserer praxisnahen, schnellen Wissensvermittlung.
Wie sieht es mit der Ausbildung aus?
Wie bereits erwähnt, bieten wir zu aktuellen Themen gezielte Weiterbildungsformate an – wie etwa die KI-Kompetenzschulung. Unser Ziel ist es, Wissen praxisnah und verständlich aufzubereiten und so eine konkrete Unterstützung für die tägliche Arbeit im datengetriebenen Marketing zu leisten.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Entwicklung des Dialogmarketings in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern? Gibt es spezifische Trends oder Herausforderungen, die hierzulande besonders relevant sind?
Grundsätzlich stehen wir in Österreich vor ähnlichen Herausforderungen wie andere europäische Länder: DSGVO und AI Act sind europaweit einheitlich geregelt. Eine Besonderheit ist jedoch der hohe Stellenwert gedruckter Prospekte in Österreich – dieser ist europaweit fast einzigartig. Die steigenden Produktionskosten setzen die Branche dabei unter Druck, da es aktuell keine gleichwertige digitale Alternative gibt.
Wir machen Wissen praxisnah und direkt anwendbar.
Der DMVÖ versteht sich als Vordenker in Sachen personalisierte Kommunikation – digital wie analog. Wie unterstützen Sie Unternehmen konkret dabei, neue Technologien sinnvoll und nutzerorientiert einzusetzen?
Wir vernetzen alle relevanten Akteurinnen und Akteure im Ökosystem des Data Driven Marketing – Anwenderinnen und Anwender, Herstellerinnen und Hersteller sowie Beraterinnen und Berater. In Online-Talks, Veranstaltungen, Studien oder Konferenzen bieten wir Raum für den Austausch zu Technologien, Praxiserfahrungen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Der DMVÖ bietet damit eine Plattform, die Orientierung, Inspiration und konkrete Hilfe zugleich liefert.
Datenschutz ist ein zentrales Thema in der dialogorientierten Kommunikation. Wie engagiert sich der DMVÖ bei der Mitgestaltung von Richtlinien und wie schaffen Sie Vertrauen aufseiten der Konsumentinnen und Konsumenten?
Für den DMVÖ ist Datenschutz ein Grundrecht und essenziell für jede Form von Dialogmarketing. Wir setzen uns dafür ein, dass gesetzliche Vorgaben praxisnah und umsetzbar bleiben. Dafür stehen wir im kontinuierlichen Austausch mit Behörden, Politik und Gesetzgebern – national wie auf EU-Ebene. Ziel ist Transparenz auf beiden Seiten: für Konsumentinnen und Konsumenten sowie für Unternehmen.
Künstliche Intelligenz (KI) ist ein großes Thema im Marketing geworden. Wie unterstützt der DMVÖ seine Mitglieder bei der Implementierung von KI in ihre Marketingstrategien?
KI ist im Dialogmarketing keine neue Erscheinung – bereits lange vor ChatGPT wurden neuronale Netze für Prognosen genutzt. Heute sind Automatisierung und datengetriebene Modelle Standard in vielen Marketingtools. Der DMVÖ begleitet diesen Wandel mit Know-how aus der Praxis: Wir bieten Orientierung, Anwendungstipps und Diskussionen – von Praktikerin-nen und Praktikern für Praktikerinnen und Praktiker.