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Stichwort Unternehmensübergabe

Ich bin dann mal weg?!

Foto: iStock.com/rudall30/ilkercelik

Karl Lagerfeld soll gesagt haben: „Meine Devise heißt: Nach mir die Sintflut. Es fängt mit mir an, es hört mit mir auf.“ Vermutlich gibt es den einen oder anderen Unternehmer, der ähnlich denkt. Mehrheitlich jedoch verdrängen viele Firmeninhaber die Entscheidung über ihre Nachfolge.

Als Unternehmer, als Unternehmerin hängt man natürlich am eigenen Betrieb, der häufig das persönliche Lebenswerk darstellt. Die Führung des Unternehmens macht nicht selten einen großen Anteil der eigenen Identität aus. Kein Wunder also, dass hier der Abschied besonders schwerfällt. Oft verursacht die bevorstehende „Trennung“ sogar solche Schmerzen, dass die Planungen für die Übergabe immer wieder in die Zukunft verschoben werden.

Gerne zitiert wird in diesem Zusammenhang ein deutsches Unternehmen. Dort sollte eines Tages der Sohn die Bootswerft übernehmen. Als der Junior 30 war und seinen 60-jährigen Vater fragte, wann denn dieser Tag nun endlich kommen würde, wiegelte der Senior ab. Er empfand den Zeitpunkt als viel zu früh. Auch einige Jahre später hatte sich an seiner Meinung nichts geändert. Die Folge: Der Sohn gründete seine eigene Bootswerft und der Vater musste im Alter von 70 Jahren Insolvenz anmelden.

Es fällt unheimlich schwer, sich von seinem Lebenswerk zu trennen.

Abschied tut weh
Keine Frage: Es fällt unheimlich schwer, sich von seinem Lebenswerk zu trennen. Abschied tut weh. Schließlich bedeutet die Übergabe einer Firma den Verlust von Macht, Geld und Status. Der Gründer, der sein ganzes Leben der Firma gewidmet hat, der bis jetzt gewohnt war, finale Entscheidungen zu treffen oder zumindest als letzte Instanz zu agieren, steht im Zuge der Unternehmensübergabe vor neuen, großen Herausforderungen. Die Erfahrung zeigt: Die Vorbereitung für eine Unternehmensübergabe dauert meist zwischen drei bis fünf Jahre.  

Wer kann weitermachen?
Unternehmer sollten sich rechtzeitig darüber Gedanken machen, wer den Betrieb nach ihrem Ausscheiden weiterführen soll. Ist es eines der Kinder oder ein langjähriger Mitarbeiter, der als Nachfolger aufgebaut werden kann, oder soll das Unternehmen verkauft werden?

Sollte der Betrieb „in der Familie bleiben“, so stellen sich Fragen wie: Werden die Kinder in der Lage sein, die Firma erfolgreich weiterzuführen? Werden sie die bisherige Philosophie beachten? Wird es ihnen und mir weiterhin möglich sein, den Lebensstandard zu halten, den wir bisher hatten? Wenn eine familiäre Nachfolge geplant ist, dann kommen auf alle Beteiligten mit Sicherheit jede Menge Emotionen zu, speziell wenn mehrere Familienmitglieder einzubeziehen sind. Aus Rücksicht auf die Eltern wollen deren Kinder oft nicht Bei der Übernahme muss der Nachfolger meist in „große Fußstapfen“ treten und von Anfang an sein Können gegenüber bestehenden Kunden unter Beweis stellen. Viele EPU und KMU sind durch die Persönlichkeit des Firmeninhabers geprägt. Der neue Chef muss sich das Vertrauen von Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten erst erarbeiten. Andererseits bringt eine erfolgreiche Übernahme viele Vorteile: Das Unternehmen ist bereits etabliert, die Beziehungen zu Kunden und Lieferanten existieren, das Team ist eingespielt und der Nachfolger kann auf den Erfahrungen seines Vorgängers aufbauen. Wenn Sie Ihren Betrieb verkaufen, dann gilt: Gehen Sie nicht mit zu hohen Erwartungen in die Verhandlungen für die Nachfolge. Es geht nicht um die Anerkennung (und letztlich Bezahlung) Ihrer Lebensleistung. Der ideelle Wert spielt für Ihre Nachfolger keine Rolle. Damit hier die Preisverhandlungen realistisch bleiben, empfiehlt sich eine externe Bewertung durch Unternehmens-, Rechts- bzw. Steuerberater.

Loslassen
Obwohl Inhaber eigentlich ein natürliches Interesse daran haben sollten, dass es zu einer erfolgreichen Übergabe ihres Lebenswerkes kommt, sind sie nicht selten selbst daran schuld, wenn dieser Wechsel letztlich misslingt. Wer zu lange in seinem Chefsessel kleben bleibt, kann dem Unternehmen sogar nachhaltig schaden. Meist haben jene Personen mit dem „Loslassen“ Probleme, die keine Perspektiven für „ein Leben nach der Firma“ sehen. Wenn es keine Interessen neben dem Betrieb gab bzw. gibt, dann wartet am Ende der beruflichen Laufbahn für viele eine bedrohliche Leere.

Die größte Angst bereitet den bisherigen Chefs letztlich das Gefühl, nach ihrer beruflichen Laufbahn nun in den letzten Lebensabschnitt überzuwechseln. Selbst mit beiden Beinen im Leben stehende und erfolgreiche Unternehmer werden angesichts einer bevorstehenden Übergabe plötzlich unglaublich hilflos oder handeln zuweilen sogar irrational bzw. selbstzerstörerisch. Dabei öffnet eine Übergabe für viele Firmeninhaber neue Möglichkeiten: Unternehmer dürfen jetzt all das tun, wofür sie bisher keine Zeit hatten.

Unruhestand?
Warten Sie also bitte nicht zu lange. Je früher Sie beginnen, desto mehr Chancen stehen zur Verfügung – für die Suche oder den Aufbau eines geeigneten Nachfolgers innerhalb der Familie, das Ausnutzen steuerlicher und rechtlicher Möglichkeiten oder für die Vorbereitung auf die Zeit nach der Übergabe. Denn: Wie sich Ihr Ruhestand letztlich anfühlt, ist nicht selten eine Frage der aktiven Gestaltung. Ernst Reinhardt, ein Schweizer Publizist und Aphoristiker, bringt es auf den Punkt: „Die größte Herausforderung ist, nicht mehr herausgefordert zu werden!“

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