Jeder kann kochen
@sweet.dominik

Kochen ist kein Hexenwerk – es ist Leidenschaft, Neugier und ein bisschen Mut. Dominik Süss lebt, was er sagt. Aufgewachsen im Gasthof seiner Eltern im oberösterreichischen Mühlviertel, ist die Küche für ihn nicht nur Arbeitsplatz, sondern Bühne, Spielplatz und Ort echter Begegnung. Heute begeistert der kreative Koch und Content Creator auf Facebook, Instagram, Tik-Tok & Co. mit unkomplizierten Rezepten, die schmecken, alltagstauglich sind und Lust auf Nachkochen machen. Frisch aus der Küche ist jetzt sein neues Kochbuch im Handel. Woher nimmt er seine Ideen, die er so mühelos auf den Teller zaubert?
Wer gerne kocht und sich für kreative Rezepte interessiert, stößt in den sozialen Medien schnell auf Dominik Süss. Mit seiner unkomplizierten Art und seinen alltagstauglichen Ideen hat er sich in der Influencerszene einen Namen gemacht und begeistert auf Social Media eine stetig wachsende Community. Sein Motto: „Jeder kann kochen.“ Und das nimmt man ihm sofort ab – bodenständig, mit Schmäh und einer großen Portion Leidenschaft zeigt er, wie man aus einfachen Zutaten kreative Gerichte zaubert. Zeit also, einmal hinter die Kulissen zu blicken.
Das Schönste ist, wenn man schon in jungen Jahren entdeckt, was man liebt.
Unser Gespräch findet online an einem Montagvormittag statt. Im Gasthof ist heute Ruhetag, aber von Ruhe ist bei Dominik nichts zu sehen. Sein Tag ist dicht getaktet: Erst mehrere Termine, dann ein Videodreh, bei dem wieder geschnipselt und gerührt wird, zwischendurch Beiträge posten, abends wartet noch ein Vortrag. Zum Glück ging’s an diesem Tag mit einem Frühstück mit der Mama los – ein paar ruhige Momente mit der Familie müssen einfach Platz haben.
Du hast deine Karriere als Koch begonnen und bist nun ein erfolgreicher Food-Influencer. Wie kam es dazu und was hat dich motiviert, diesen Weg einzuschlagen?
Ich bin im Wirtshaus aufgewachsen. Als ich mich für eine Lehre entschieden habe, sagten meine Eltern: „Ja, aber dafür musst du woanders lernen.“ So bin ich ins Hotel Guglwald in Oberösterreich gekommen, für mich der beste Lehrplatz überhaupt. Dort habe ich meine Koch- und Kellnerlehre gemacht und bin für weitere fünf Jahre geblieben. Danach ging’s auf Saison – von Vorarlberg über Ischgl bis zum Neusiedlersee, später auch zwei Jahre ins Ausland. Parallel dazu habe ich angefangen, Videos zu machen. In der Coronazeit war ich gerade in Ischgl, mitten im Hotspot, plötzlich ging alles von 100 auf 0. Während viele Katzenbilder gepostet haben, habe ich Essen geteilt und bin drangeblieben. So wie bei allem im Leben: Wenn man startet, muss man es durchziehen. Mir war immer wichtig, echten Mehrwert zu bieten, durch Rezepte und Einblicke in die Gastronomie, die man sonst selten bekommt: Wie sieht es in einer Gastroküche aus? Wie schließt man ein Bierfass an eine Zapfanlage an? Schritt für Schritt habe ich mir das neben meinem Fulltime-Job aufgebaut.
Deine Videos auf Plattformen wie Instagram und TikTok erreichen ein großes Publikum. Welche Strategien verfolgst du, um Inhalte zu erstellen, die sowohl unterhaltsam als auch informativ sind?
Keiner kann mehr Werbung sehen. Wir zahlen extra für YouTube Premium und Spotify Premium – Hauptsache, wir müssen sie nicht mehr anschauen. Das heißt, wir müssen es schaffen, dass sich der Content nicht wie Werbung anfühlt und wir trotzdem unsere Botschaft transportieren. Jetzt habe ich das Glück, dass ich in einer Branche arbeite, die jede und jeder sehr liebt, mit der Gastronomie, mit Essen und Trinken. Das heißt, ich kann die Inhalte auf eine charmante Weise vermitteln. Wichtig ist, Mehrwert zu bieten, sei es in Form von Lernen oder Unterhaltung. Ich versuche immer, beides zu verbinden, z. B. ein Rezept oder ein kleiner Tipp oder Trick, so ist der Content leicht verdaulich.
Das ist das Coole am Kochen, man lernt nie aus.
Du hast mit Partnerinnen und Partnern eine spezielle Werbeagentur gegründet, was macht ihr?
Genau, aus meiner Erfahrung heraus produzieren wir organische, virale Videos im Tourismusbereich, in der Gastronomie und im Food-Sektor. Wir wollen keine klassische Werbung machen. Es geht um die Persönlichkeiten aus dem Betrieb. Also nicht, irgendwelche Influencerinnen und Influencer zu buchen, die sich in der Nische vielleicht gar nicht auskennen, sondern im Betrieb selbst die Videos zu drehen. Ich halte es in meinem Account auch so – etwas Besonderes zu machen und nicht nur das Produkt zu verkaufen.
Wie seid ihr aufgestellt und wo tätig?
Wir haben z. B. in Niederösterreich und Wien Kundinnen und Kunden. Es macht viel Spaß, das angesammelte Know-how verwenden zu können. Entstanden ist die Agentur, weil mich viele aus der Branche gefragt haben, wie ich das mache und ob ich ihnen helfen kann. Aber der Tag hat nur 24 Stunden und so entstand mit drei tollen Menschen, die ich schon lange kenne, die Agentur. Jede und jeder ist Expertin und Experte in ihrem bzw. seinem Bereich. So bringen wir viel weiter.
Dein Motto ist „Jeder kann kochen“. Wie bist du darauf gekommen?
Ich hörte vielfach: „Ich kann überhaupt nicht kochen.“ Das ist absoluter Blödsinn. Jede und jeder kann kochen, und das ist wirklich so. Genau so gestalte ich meine Rezepte. Egal ob du 16 bist und zum ersten Mal allein daheim oder mit 18, 20 in deine erste Wohnung ziehst – mit meinem Kochbuch kann jede und jeder kochen. Und auch wenn du 40 oder 60 bist und einfach neue Ideen suchst: Die klassischen, traditionellen Rezepte sind alle drin, aber immer mit einem kleinen Twist oder Tipp, den man so vielleicht noch nicht kennt.
Welche Motivation steckt da dahinter?
Ich will die Leute wieder mehr fürs Kochen begeistern, weil’s um echtes Handwerk geht, nicht um Fertigprodukte. Selber kochen ist einfacher, schmeckt besser, ist günstiger und hat mehr Sinn. Es ist relevant und man spürt, was man tut. Deshalb will ich zeigen: Kochen lohnt sich – für jede und jeden. Und gleichzeitig möchte ich ein positives Bild von der Gastronomie und der Lehre vermitteln. Erlernt ein Handwerk, das euch Spaß macht! Jeder Beruf hat Wert, nicht jede und jeder muss studieren oder Influencerin und Influencer sein. Es gibt nichts Schöneres, als mit 14 zu wissen: Ich will kochen – und das dann auch mit Leidenschaft zu machen. Das Schönste ist, wenn man schon in jungen Jahren entdeckt, was man liebt.
Was ist für dich das Wichtigste beim Kochen?
Für mich ist das Allerwichtigste beim Kochen und im Leben, keine Angst vorm Scheitern zu haben. Klar kann mal was schiefgehen, vielleicht schmeckt’s nicht wie geplant. Aber genau daraus lernt man. Ob es die erste Palatschinke ist, die nicht gelingt oder ein neues Rezept – Fehler gehören dazu. Das gilt auch für mich. Ich bin noch lange nicht am Ende meines Weges, aber ich will jeden Tag dazulernen. Und das geht nur, wenn auch mal was nicht klappt. Das ist das Coole am Kochen, man lernt nie aus. Wahrscheinlich ist das im Leben genauso. Ich habe keine Angst davor, dass etwas schiefgeht. Im Gegenteil, ich freue mich darauf, weil genau darin steckt Wachstum.
Wie unterscheidet sich deine Herangehensweise an die Inhalte für die verschiedenen Plattformen?
Es gibt hunderte Social-Media-Plattformen, und jede hat ihre eigene Relevanz. Ich liebe den Trend zu Short-Form-Content und produziere meine Videos vor allem für Instagram, weil das einfach mein Ding ist: mein Stil, mein Herzblut. Das Coole ist, ein Video funktioniert nicht nur auf einer Platt-form. Ich nutze denselben Content auch auf TikTok, Facebook, YouTube Shorts oder Snapchat, und überall erreicht man andere Zielgruppen. Facebook ist mir z. B. wichtig, denn mit 30.000 Followerinnen und Followern spreche ich dort ganz andere Menschen an. Das Beste daran: Ich produziere ein Video – und nutze es sinnvoll auf mehreren Kanälen. Effizient, vielfältig und mit richtig viel Spaß.
Wie stellst du deinen Content her? Im Team oder alleine?
Ich mache beides, vieles selbst, aber ich arbeite auch mit einem eigenen Videografen. Mit der Agentur planen wir feste Drehtage, weil das am effizientesten ist. Das läuft bei uns wie bei einem Kundenprojekt: Wir überlegen uns im Vorfeld zehn Videoideen, meine Kollegin kommt vorbei, wir drehen alles durch. Danach wird geschnitten, eingeplant und veröffentlicht. So entsteht richtig guter Content. Wichtig ist die Planung im Voraus. Ich weiß ja heute schon, dass nächste Woche z. B. ein anlassbezogener Tag ist. Wenn ich erst am Sonntag draufkomme, ist es zu spät. Solche Themen habe ich ein bis zwei Monate vorher auf dem Schirm. Dann kann man sich frühzeitig etwas Passendes überlegen und umsetzen.
Wie entscheidest du, welche Marken oder Produkte zu deiner persönlichen Marke passen, und wie gestaltest du diese Partnerschaften?
Ein wichtiger Prozess für mich war: Wer bin ich und was ist mir wirklich wichtig? Heute mache ich nur noch Dinge, von denen ich weiß: Die würden auch meinen besten Freundinnen und Freunden gefallen. Ob Messer, Gewürze oder Kooperationen, es muss passen. Wir bekommen viele Anfragen, aber die meisten sortieren wir direkt aus. Nur bei ein, zwei ergibt sich etwas, und das ist gut so. Denn echte Partnerschaften brauchen Substanz. Wenn sie langfristig sind, entstehen mehr Touchpoints, die Conversion wird besser, man kennt sich besser und arbeitet effizienter zusammen. Das zählt für mich am meisten.
Welche Trends siehst du in der Zukunft des Influencer-Marketings?
Was für die Zukunft ganz klar ist: Menschen wollen Menschen, und keine gesichtslosen Marken. Sie suchen Persönlichkeit, Emotion und echte Gefühle. Ob das jetzt eine Influencerin oder ein Influencer ist, eine Marke oder sogar ein AI-Profil, es muss sich echt anfühlen. Die Menschen wollen, wie schon gesagt, keine klassische Werbung mehr. Keine plakativen „–20 Prozent“-Grafiken, keine leeren Verkaufsbotschaften. Sie wollen einen echten Grund, sich für etwas zu interessieren, etwas, das sie inspiriert. Und wer das versteht, ob als Mensch, Marke oder Creatorin und Creator, wird langfristig erfolgreich sein. Die, die weiterhin nur laut schreien und nichts zu sagen haben, werden nach und nach verschwinden.
Wie planst du, dich weiterzuentwickeln?
Es ist viel in meinem Kopf, aber alles basiert auf meinen Werten und Zielen. Die werden jetzt noch klarer und stärker. YouTube wird für mich ein wichtiger Fokus. Klar, mit kurzen Videos erreicht man viele, aber echte Bindung entsteht, wenn dir jemand 15 oder 30 Minuten zuhört. Da lernt man sich wirklich kennen. Und auf YouTube bin ich unabhängig und kann alles so gestalten, wie ich will. Außerdem arbeite ich an eigenen Produkten, weil mich viele fragen: Welches Messer, welche Gewürze? Ich will da echten Mehrwert liefern. Qualität, die ich selbst getestet habe.
Was liegt dir am Herzen, wenn du an all die Menschen da draußen denkst, die dir zuhören?
Wenn ich eine Sache mitgeben darf, dann die: Scheiß dir nix. Wir machen uns viel zu oft Gedanken, was andere über uns denken könnten, dabei tun sie’s meistens gar nicht. Stattdessen: einfach machen. Mutig sein. Auch mal anecken. Genau das macht dich authentisch und das ist es, was Menschen wirklich berührt. Nicht Perfektion, sondern Echtheit.
Vielen Dank für das spannende Gespräch!