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Inflation? Deflation?

Wurscht, alles wird teurer …

Foto: iStock.com/Cemile Bingo

Der Ökonom versteht unter Inflation den Anstieg des Preisniveaus. Steigt das Preisniveau, bekommt man pro Geldeinheit weniger Güter oder Dienstleistungen, diese Abnahme der Kaufkraft bedeutet also einen realen Wertverlust des Zahlungsmittels – oder auf Deutsch: Das Wurstsemmerl kostet mehr.

Das kann dazu führen, dass die Opportunitätskosten für das Sparen ansteigen und daher ebenso Konsum oder Verschuldung. Dem können die Zentralbanken entgegensteuern, indem sie die Zinsen erhöhen und so das Sparen attraktiver machen. Gleichzeitig kann es aber dazu führen, dass manche aus Angst vor weiterer Geldentwertung beginnen, Wurstsemmeln zu horten, was zu einer Knappheit am Markt führen kann und nochmals die Preise in die Höhe schnalzen lässt.

Die Deflation ist genau das Gegenteil der Inflation: Hier ist die Nachfrage (in unserem Fall nach Wurstsemmeln) geringer als das Angebot. Das kann einerseits zu einem geringeren Preis führen (was ja nicht so übel ist) oder, insbesondere wenn man Schulden hat, zu einem Anstieg derselben, da ja das Geld mehr wert wird. Dass die Wurstsemmeln in meinem Beispiel natürlich nur als Platzhalter dienen, war klar. Spannend wird die Sache, wenn es statt der Semmeln um Waren oder Rohstoffe geht, die gelagert werden können, ohne zu verderben, beispielsweise Holz, Stahl oder Gas.

Dienstleistungen und Stundensätze
Dienstleistungen können per se nicht knapp werden, die gesamt zur Verfügung stehende Arbeitskraft ist dennoch ein limitierender Faktor. Der Preis kann trotzdem steigen, insbesondere wenn die allgemeine Preisentwicklung steigend ist, also Inflation herrscht. Der Dienstleister wird sich also nicht nur darauf besinnen, wie er zu seinem Stundensatz gekommen ist (siehe Infokasten), sondern er wird mit einem wachsamen Auge darauf schielen, wie sich die Preise im Allgemeinen entwickeln. Und jetzt sind wir wieder beim Wurstsemmerl angelangt: Erlauben Sie mir ein Beispiel: Zu dem Zeitpunkt, als der Dienstleister seinen Stundensatz ermittelt hat, um mit einem marktkonformen Verkaufspreis seine Dienstleistung anbieten zu können, kostete eine Wurstsemmel einen Euro. Sollte sich in der Zwischenzeit der durchschnittliche Wurstsemmelpreis (für ein Semmerl gleicher Art und Güte mit derselben Menge der gleichen Wurst) aber auf drei Euro erhöht haben, wird es sicher Zeit sein, darüber nachzudenken, ob denn nicht der ursprünglich richtig gerechnete Stundensatz etwas angepasst werden sollte.

Genau darin liegt aber der Hund begraben. Aktuell befindet sich der Inflationsindex in ungeahnten Höhen, manche Güter und Rohstoffe sind rar, die Metallergewerkschaft verhandelt mit den Arbeitgebern über Lohnsteigerungen größer als zehn Prozent und gleichzeitig erhöht die Eurpäische Zentralbank (EZB) die Zinsen, um die Inflation abzufangen.

Nun haben wir aktuell aber nicht das Problem, dass die Knappheit dadurch hervorgerufen wird, dass manche Marktteilnehmer horten, sondern die Weltwirtschaft dank Corona und Ukrainekrieg eiert, als hätte sie einen Achter im Vorderreifen. Die Gasknappheit mit den dadurch bedingten steigenden Preisen sowie die Rohstoffknappheit aufgrund der noch immer nicht wieder vollständig funktionierenden Schifffahrt legen noch ein Schauferl drauf.

Dass genau zu diesem Zeitpunkt die EZB die Zinsen erhöht, ist leider aus meiner Sicht kontraproduktiv. Aktuell ist die Verknappung nämlich nicht von Marktteilnehmern verursacht, sondern vom Markt selbst, weswegen steigende Zinsen wahrscheinlich kein Mittel zum Erfolg sind. Üblicherweise bietet eine solche Zinserhöhung eine Möglichkeit der Geldmengensteuerung für die EZB und eine Attraktivierung des Sparens. Ob dies bei den angespannten Haushaltsbudgets so funktioniert, wo sehr viele Haushalte und Unternehmen jeden Euro umdrehen (und auf das Wurstsemmerl nicht sparen und es daher auch nicht kaufen), darf ebenso bezweifelt werden.

Doch wird die Meinung eines Steuerberaters aus St. Pölten die Währungshüter in Frankfurt nur mäßig beeindrucken. Wenn jetzt aber alle in Erwartung der künftigen Strom- und Gasrechnung sowie in freudiger Erwartung der Kollektivvertragserhöhungen und anderer noch kommender Herausforderungen sofort beginnen, die Preise zu erhöhen, wird ganz schnell aus einer (etwas erhöhten kurzfristigen) Inflation eine schwer beherrschbare Lohn-Preis-Spirale.

Was helfen all diese Informationen nun bei der Frage: Soll oder kann ich meinen Stundensatz anpassen und wenn ja, wann?
Nun, diese Frage kann letztlich nur jeder für sich selbst beantworten. Natürlich muss nach getaner Arbeit am Ende so viel herausschauen, dass derselbe Warenkorb finanzierbar ist, so wie zu dem Zeitpunkt, als der Stundensatz eruiert wurde. Andererseits ist es natürlich immer ein Thema, gerade bei bestehenden Kunden, so mir nichts, dir nichts die Preise zu erhöhen. Ebensowenig gibt es einen guten Zeitpunkt dafür, denn letztlich stellen sich gerade alle diese Fragen …

Heute gibt’s mal keinen Tipp vom Steuerberater mit dem guten Kaffee, da all diese Fragen zu individuell sind, um sie an dieser Stelle pauschal beantworten zu können. So komme ich zu meiner Überschrift zurück und hoffe, dass wir alle weder von einer langfristigen überbordenden Inflation noch von einer strukturellen Deflation geplagt werden.

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