Goldener Hahn 2025: Fachjury
Neue Ansätze, unterschiedliche Zugänge

Ein Erfolgsmodell, das sich erneut bestens bewährt hat, ist die hybride Fachjurysitzung. Dabei kamen Jurorinnen und Juroren aus Wien, Niederösterreich, Salzburg sowie aus Berlin, Hannover und Italien zusammen. Der Großteil war vor Ort, einige online zugeschalten. Die Fachleute sorgten für eine ausgewogene Mischung aus Perspektiven und Fachwissen als ideale Grundlage für fundierte Diskussionen und faire Bewertungen.
Einige Jurorinnen und Juroren sind seit Jahren regelmäßig dabei und bringen ihre wertvolle Erfahrung ein, während andere heuer erstmals teilnahmen und mit frischen Perspektiven und dem Blick von außen überzeugten.
Jurystimmen im Fokus
Kommunikationsexperte Bosko Skoko war in diesem Jahr das erste Mal dabei und meint: „Für mich ist Kommunikation etwas Buntes, Lebendiges, das sich aus vielen Elementen zusammensetzt. Ich fand es sehr schön, bei den Einreichungen heute genau das zu erleben.“
Der bewährte Juror Otto Stangel, beruflich im ORF NÖ tätig, fasst seine Eindrücke zusammen: „Die Qualität der Arbeiten ist hoch, sehr ansprechend und man sieht, dass Kreativität vorhanden ist. Manches wirkt etwas verwirrend und manche suchen eine Formansprache, dass sie als Werbeentwicklerinnen und -entwickler wirklich Anerkennung finden können. Andere wiederum sind mit historischen Elementen in der Kombination mit zeitgemäßen Komponenten dabei, was ich sehr spannend finde.“
Etwas differenziert sieht es Alexander Oswald, der online teilnahm: „Wenn ich die Kategorien durchschaue, gibt es viel Licht, aber auch etwas Schatten. Was man definitiv sieht, ist, dass Kreativität – auch wenn sie manchmal vielleicht oldschool ist, ohne KI und großartige Effekte –, stringent umgesetzt und konsequent durchgedacht, immer noch ein Erfolgskriterium ist.“
Robert Richter von der NÖN betont: „Das, was die niederösterreichischen Agenturen hier für lokale Partnerinnen und Partner sowie internationale Firmen leisten, sucht schon seinesgleichen.“
Ebenfalls online zugeschalten war Bernd Tiefenbrunner aus Salzburg, er hebt hervor: „In manchen Kategorien war es schwierig, da hätte ich niemanden ganz nach oben gereiht. Dafür waren andere Kategorie super und ich habe mir schwergetan, eine Favoritin oder einen Favoriten zu finden. Niederösterreich ist doch etwas anders als Salzburg – andere Kundinnen und Kunden, andere Agenturen. Es ist spannend, wie sie an Projekte herangehen.“
Ronald Kiss aus Wien, ebenfalls ein gern gesehener Juror, findet: „Für mich ist es – wie immer – sehr unterschiedlich. Spannend finde ich, dass in einigen Arbeiten bereits versucht wird, KI einzusetzen – zum Teil noch nicht ganz geglückt, aber man erkennt deutlich einen Wandel in der Art und Weise, wie gearbeitet wird. Fest steht: Die Kreativität verändert sich und man muss heute anders arbeiten, um wirklich zu überzeugen.“
Handwerk vorhanden?
Oft wird der Kreativbranche nachgesagt, dass das klassische Handwerk in der Gestaltung immer weniger sichtbar wird – durch Vorlagen, KI und standardisierte Prozesse. Wir haben nachgefragt, welchen Eindruck die Fachleute vom handwerklichen Anteil in den aktuellen Einreichungen haben.
Andrea Stoidl vom Werberat hat hier eine klare Ansicht: „Das, was wir heute gesehen haben, schafft die KI nicht. Ich glaube, da ist viel Brain von Menschen dahinter. Man muss intelligent sein, um KI nutzen zu können! Wenn sie genutzt wurde, dann sehr intelligent und gleichzeitig mit einer unglaublich kreativen menschlichen Denkleistung im Hintergrund.“
Fritz Dungl aus Wien begleitet die Fachjury schon viele Jahre. Für den Experten gilt: „Was ich heuer ganz besonders erfrischend gefunden habe: Wir sehen sehr viele neue Ansätze, unterschiedliche Zugänge, kein More of the same. Die niederösterreichische Kreativwirtschaft beweist seit Jahrzehnten, dass sie ganz weit vorne ist. Jemand, der hier einreicht, überlegt sich etwas dabei und es ist handwerklich sehr gut gemacht.“
Für den Vizerektor der NDU Hannes Zederbauer steht fest: „Ich habe nichts entdeckt, wo die KI wirklich durchgeschlagen hat. Vielmehr sieht man deutlich, wo die Gestalterin oder der Gestalter eine klare Linie verfolgt hat und generell sehr sauber gearbeitet wurde. Beeindruckend finde ich, wie mit klassischen Elementen und besonderen Materialien gespielt und dabei gezielt versucht wird, damit in der Werbelandschaft Akzente zu setzen. Es fasziniert mich, dass dieser additive Wandel – vom altbekannten Tool bis zu modernen Zugängen – in vielen Arbeiten spürbar ist. Damit ergibt sich eine enorme Bandbreite, die zielorientiert für wirkungsstarke Kommunikation eingesetzt wird.“
Moritz Rader aus Wien macht deutlich: „Ich glaube, dass die KI der Werkzeugkoffer ist, die Handwerkerinnen und Handwerker sind immer noch die Personen. Der Outcome ist nur so gut wie die Zusammenarbeit des Menschen mit der KI. Unterstützend ist es sehr sinnvoll, KI einzusetzen, alleine mit ihr funktioniert die Emotion nicht. Das, was viele Arbeiten auszeichnet, ist und bleibt der Mensch.“
Aus Salzburg zugeschalten war Gregor Sams, der überzeugt ist: „Die Einreichungen sind sehr divers, sowohl in den Ideen als auch in der Umsetzung. Spannend finde ich, einmal auf der anderen Seite zu sitzen – in der Jury – und zu beobachten, worauf eigentlich geachtet wird. Dabei zeigt sich immer wieder: Die Idee ist essenziell. Nur eine gute Idee ohne überzeugende Umsetzung funktioniert nicht und umgekehrt genauso wenig.“
Marco Lumsden aus Baden und Wien stand diesmal das erstes Mal auf der anderen Seite und unterstreicht: „Ich muss sagen, es wurde immer spannender. Es waren ausgezeichnete Arbeiten dabei. Was mir extrem gut gefallen hat, war, wie sich die Werbeindustrie in den digitalen Bereich bewegt. Es haben auch kleinere Agenturen aus Niederösterreich durchaus Chancen, international mitzumischen.“
Außensicht
Mit der Brille von außen blickt Gerhard Fenkart-Fröschl auf die Arbeiten. Der Fachmann, der an vielen Fachhochschulen unterrichtet, lebt größtenteils in Italien und nimmt einen positiven Eindruck mit: „Wenn wir über Österreich und die Wirtschaftslage reden, ist es im Moment so, dass gefühlt ein Betrieb nach dem anderen Pleite geht und die Stimmung eher schlecht ist. Gerade diese Beispiele, die ich heute mitgenießen durfte, haben mein Herz mit viel Optimismus erfüllt. Du siehst, wie viel Positives gestaltet wird und wie Klein- und Mittelbetriebe ,die Karre aus dem Dreck ziehen‘.“
Malte Füllgrabe aus Hannover ist gerne jedes Jahr Teil der Jury und bringt es auf den Punkt: „Ich finde es immer spannend, in die verschiedenen Arbeiten einen Einblick zu bekommen. Ich kenne eher den deutschen Markt, was da passiert, und finde daher den Austausch sehr wertvoll. Die Arbeiten müssen bei mir Emotionen wecken, es muss mir ans Herz gehen – dann folge ich einer Idee. Bei der Jurierung ist mir der Austausch sehr wichtig, eben die verschiedenen Sichtweisen auf eine Arbeit.“
Wyron Abrajano aus Berlin meint: „Ich habe einen sehr positiven Eindruck, weil es so verschiedene Projekte, Ansätze, Ideen und Herangehensweisen sind. Es ist schön zu sehen, dass Kreativität in so viele Richtungen fließen kann!“
Hybride Jury?
Paula Kirnbauer aus Salzburg war diesmal online dabei. Auf die Frage, ob es einen Unterschied macht, vor Ort oder online anwesend zu sein, meint sie: „Es ist schon ein bisschen ein Unterschied, vor Ort zu sein – man ist live dabei, trifft sich vielleicht auf einen Kaffee und der Eindruck in den Räumlichkeiten ist vielleicht ein anderer. Aber es funktioniert so für mich sehr gut!“
Appell
Einen nachdrücklichen Appell hat das langjährig bewährte Jurymitglied und der Sachverständige Herbert Sojak, der in diesem Jahr das erste Mal online dabei ist: „Die Tatsache, dass manche Einreicherinnen und Einreicher – wie in den vielen vergangenen Jahren auch – zu wenig oder zu unklar ausdrücken, was sie eigentlich vorhaben und in welche Richtung ihre Aussage gehen soll, ist erstaunlich. Ich kann nur alle, die in Zukunft einreichen, ersuchen: Machen Sie es der Jury nicht so schwer! Ermöglichen Sie uns, herauszufinden, worum es geht, was Sie präsentieren wollen, wer die Zielgruppe ist und was der Sinn des Ganzen ist. Dann tun wir uns viel leichter in der Entscheidungsfindung. Bitte um Verbesserung!“