Eine Traumhochzeit?
KI und E-Mail-Marketing
Über KI-Tools wie ChatGPT wurde in unzähligen Medien berichtet. Und die Ergebnisse sind teilweise ja wirklich beeindruckend. Dabei wird KI in den kommenden Jahren gerade bei E-Mail-Marketing eine fundamentale Rolle spielen. Hier einige Gedanken zu den Auswirkungen mit Tipps für die Praxis.
Ich sehe zumindest acht Bereiche, in denen KI die Arbeit von uns E-Mail-Marketerinnen und -Marketern erleichtern wird.
1. Texte schreiben, zusammenfassen und verbessern
Dieser Bereich ist wohl der naheliegendste. In der Praxis wird es vielfach darum gehen, einen bestehenden Artikel für einen Newsletter zusammenzufassen oder einen Teaser-Text daraus zu erstellen. Auch die Rechtschreib- und Grammatikprüfung wird auf Basis von KI deutlich besser werden. Das wird uns allen also viel Zeit sparen.
Konkretes Beispiel: Wenn Sie einen Artikel auf Ihrer Website veröffentlicht haben, können Sie ChatGPT bitten, einen Teaser für den nächsten Newsletter zu erstellen. Das würde z. B. mit einem Prompt wie folgt funktionieren:
Unter www.firma.at/blog/artikel.html findest du einen Artikel. Bitte erstelle aus dem Inhalt einen Teaser-Text für einen Newsletter, der aus einer kompakten Überschrift und einem kurzen, zwei- bis dreizeiligen Text besteht. Überschrift und Text sollen die Leserinnen und Leser neugierig machen und dazu animieren, auf den weiterführenden Link zu dem Artikel zu klicken. Orientiere dich für den Stil an dem Artikel.
Tipp: Anstelle einer URL können Sie auch ein Word-Dokument mit dem Artikel hochladen.
2. Bildersuche und Bildbearbeitung
Die lästige Suche nach geeigneten Bildern wird in Zukunft die KI übernehmen. Das betrifft die gezielte Suche in Bilderdatenbanken, aber auch die automatische Erstellung mit Tools wie Stable Diffusion, Dall-E oder Midjourney. Dazu gehört auch die automatisierte Bearbeitung der Bilder, z. B. das Anpassen der Farben oder das Freistellen von einzelnen Objekten (was schon jetzt mit removebg, www. remove.bg, erstaunlich gut funktioniert).
3. Inputs für A/B-Tests
Die KI wird auf Basis der Texte selbst Vorschläge für sinnvolle Testalteralternativen erstellen, etwa unterschiedliche Varianten einer Betreffzeile oder mehrere Textalternativen für einen wichtigen Artikel. Neben der Zeitersparnis ist hier vermutlich der größte Vorteil, dass man Alternativen testen kann, auf die man selbst kaum gekommen wäre.
Eines der leidigsten Probleme von Marketing allgemein sind dezentrale Datenbanken und Daten-Silos, die automatisch zu Inkonsistenzen und unvollständigem Datenmaterial führen. KI wird helfen, solche Silos aufzubrechen, Doubletten zusammenzuführen und unvollständige Daten selbstständig zu ergänzen. Das funktioniert mit ChatGPT bereits jetzt schon, mit teilweise erstaunlich guten Ergebnissen.
5. Personalisierung und Segmentierung
Die Individualisierung der Inhalte eines Mailings wird erstens automatisiert und zweitens viel treffsicherer werden. Denn die Basis dafür werden nicht starre Regeln, sondern selbstlernende Systeme sein, die intelligent die Präferenzen der Empfängerin und des Empfängers erkennen und dabei Daten außerhalb des Newsletters berücksichtigen, z. B. die Lesedauer auf Landing Pages.
6. Zustellsicherheit und Spamfilter
Die KI wird dafür sorgen, dass – endlich – viel besser zwischen erwünschten (Ham) und unerwünschten (Spam) Mails unterschieden werden kann. Dabei wird sich die Zustellrate der seriösen Versenderinnen und Versender nochmal verbessern.
7. Interpretation und Optimierung
Hand aufs Herz: Wie oft (und wie lange) schauen Sie sich die E-Mail-Marketing-Kennzahlen an, über Öffnungs- und Klickraten hinaus? Das wird in Zukunft eine KI erledigen: Neben einer tiefgreifenden Analyse (auch von langfristigen Kennzahlen wie der Öffnungsreichweite) werden so konkrete Verbesserungsvorschläge entwickelt bzw. wird das System von sich aus Optimierungen umsetzen.
8. Verbesserung der Marketing-Automation
In der Praxis scheitert Marketing-Automation an vielen kleinen und großen Problemen. Dabei wird eine KI in Zukunft die Benutzerinnen und Benutzer wesentlich unterstützen: Workflows müssen dann nicht mehr zeitaufwändig geplant, umgesetzt und kontrolliert werden, sondern die KI wird das selbstständig machen. Vor allem die laufende Anpassung, wenn Abläufe vielleicht nicht perfekt funktionieren, wird automatisiert passieren.
Und wann kommt das alles?
Diese Frage ist sowohl einfach als auch schwer zu beantworten. Es wird mit Sicherheit eine laufende Entwicklung und kein „Big Bang“ sein. Dabei wird es natürlich unendlich praktische Entwicklungen geben, aber auch Tools, die sich nach einer gewissen Zeit als unnötige Zeitfresser herausstellen. Eines ist jedenfalls schon heute klar: Es wird ungemein spannend werden!